Die westliche Tradition besitzt wie auch andere Kulturen ein altes Wissenssystem mit grossem Erfahrungsreichtum und gezielten Therapiekonzepten. Jedoch wurden diese „Wissensschätze“ im Laufe des Mittelalters und der darauf folgenden wissenschaftlichen Revolution verb(r)annt, verworfen oder in Bibliotheken eingelagert und der öffentlichen Gesellschaft entzogen.
Die Stärke dieser vergangenen Heiltradition war und ist ihre ganzheitliche Sicht, die verschiedenste Aspekte zu vereinen mag wie: Medizin, Physik, Chemie, Botanik, Philosophie, Psychologie, Mythologie, Spiritualität etc...
Diese Sichtweise erfordert einerseits umfassendes Wissen und Engagement, ermöglicht andererseits aber auch ein tiefes Verständnis von Gesundheit, Krankheit und Heilung.
Die TEN ist also viel mehr als nur eine rein materiell ausgerichtete Wiederherstellungs- und Arzneimitteltherapie. Sie dient der Prävention und Heilung von akuten und chronischen Krankheiten, der Bildung eines Gleichgewichtes in Körper, Psyche und des Geistes – wie auch in einem grösseren Rahmen - mit der Welt als Ganzes (nach dem Prinzip von Mikrokosmos – Makrokosmos und anderen Gesetzmässigkeiten)
In der TEN steht die Gesunderhaltung nach natürlichen Grundsätzen sowie die Individualität und Ganzheitlichkeit jedes einzelnen Patienten im Vordergrund.
Die Schulmedizin hat uns viele sehr wichtige und gute Erkenntnisse gebracht. Doch die Sichtweise der Schulmedizin ist deutlich von der des naturheilkundlichen Medizinsystems zu unterscheiden. Krankheitsbilder werden schulmedizinisch meistens symptomorientiert und von Spezialisten eines bestimmten Körperbereiches behandelt. Organe werden dabei nicht in ihrer Verbindung mit dem ganzen Organismus, sondern als Einzelteile getrennt angesehen und Zusammenhänge von mentalen und psychischen Aspekten leider nur selten in Bezug zur Krankheitsursache gebracht.
In der Naturheilkunde hingegen wird der Mensch als ganzheitliches Lebewesen, eingebunden in seiner Umwelt wahrgenommen und behandelt. Im Mittelpunkt steht der Mensch selber und nicht die Krankheit.
Die traditionelle europäische Naturheilkunde ist ein sehr komplexes System und das Wissen darüber Bedarf einem mehrjährigen Studium und zahlreichen vertiefenden Weiterbildungen. Es kann also nicht mit zwei, drei Abendkursen abgedeckt werden.
Das Denk- und Arbeitsmodell ist auf fünf Ebenen aufgebaut:
1. Der Mensch als Teil der Natur steht in untrennbarer und existentieller Abhängigkeit immer im Zentrum.
2. Die Prinzipienlehre: In jedem biologischen Phänomen, jedem Funktionsablauf, jedem Regulationsprozess etc. sind grundlegende Gesetzmässigkeiten erkennbar.
3. Die Grundelemente der TEN: Konstitutionslehre, Humorallehre, Elementenlehre, Temperamentenlehre etc... und die konkrete, praktisch anwendbare Ausgestaltung dieser Grundprinzipien.
4. Diagnostik: ausführliche Anamnese, Untersuchung, Antlitzdiagnostik, Irisdiagnostik, Pulsdiagnostik, Zungendiagnostik, Harnschau, Reflexzonen und Somatotopien.
5. Prävention und Therapie: Aus den diagnostisch gewonnenen Erkenntnissen abgeleitete Ziele, methodisch umgesetzt.