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Schuld und Heilung

 

 

 

 

In Meiner Praxis  nehme ich bei meinen Klienten ein Thema immer wieder wahr. 

Es ist das Thema Schuld.

Diesem sehr wichtigen Thema möchte ich heute ein paar Zeilen widmen.

 

 

 

 

 

Schuld:

Sie sitzt uns im Nacken und verfolgt uns Schritt für Schritt durch den Alltag.

Sie drückt mit bleierner Schwere auf die Schultern und zerrt an den Muskeln.

Sie fährt ins Kreuz und zwingt uns in die Knie.

Sie liegt wie ein Kloss im Magen und lässt sich oft schwer verdauen.

Stattdessen stösst sie immer wieder auf.

Sie nimmt uns die Luft zum Atmen.

Sie drückt von allen Seiten auf unser Herz und umhüllt es mit ihrem düsteren Gewand.

Sie nimmt in unserem Körper überall Raum ein, doch nirgends gehört sie hin...

Sie macht uns krank.

 

Manchmal wird das Thema Schuld in der Behandlung bei mir angesprochen, manchmal bleibt es aber auch im Hintergrund und ist trotzdem von grosser Bedeutung. Schuld steckt hinter sämtlichen Gefühlen und Leidensgeschichten verborgen.

Eltern fühlen sich schuldig, wenn es ihren Kindern nicht gut geht und sie leiden. 

Klienten fühlen sich selber schuldig weil sie krank sind und einfach nicht gesund werden. Schuld wird auch Ärzten, Naturheilpraktikern und Therapeuten zugesprochen, wenn es nicht zu einer erwünschten Heilung kommt. Man gibt Partnern und Freunden die Schuld für seinen Ärger, seine eigene Unzufriedenheit... und Eltern für seine Kindheitstraumata.

Lehrer und Erzieher machen Kinder zu Schuldigen, wenn diese nicht die erwünschte Leistung erbringen.

Manchmal fühlen wir uns schon nur für unser Dasein schuldig, wenn wir z.B. anders sind als andere.

Oft dann, wenn wir mit unseren Gefühlen, unseren Gedanken und auch unserem Handeln nicht den eigenen oder fremden Erwartungen entsprechen, kommt das Thema Schuld auf.

 

Wenn wir darüber nachdenken, dann machen wir uns selber und andere ständig schuldig und bürden uns damit eine Last auf, die wir durch unser ganzes Leben schleppen. Es gibt nichts, das so erdrückend ist wie unsere Schuld.

 

Doch was bringt sie uns ausser Leid und Schmerz?

Nichts!!

Denn zur Einsicht und Erkenntnis können wir auch ohne Schuldgefühle gelangen.

 

Um einen Schmerz zu verstehen und aufzulösen, hilft es uns, wenn wir die Ursachen erkennen. Was wir dann aber leider oft tun ist, dass wir diese bewerten und darüber urteilen.

Diese Wertung jedoch lässt zusätzlich noch andere ungute Gefühle in uns hochkommen. Schuld ist meistens verbunden mit Wut, Ärger, Hass, Angst, Trauer, Hilflosigkeit, Ohnmacht etc.

Diese Gefühle verstärken unseren Leid noch mehr und sorgen dafür, dass wir daran festhalten.

 

Sind wir in der Schuld, so sind wir immer in einem Defizit. Auch wenn wir jemand anderem die Schuld geben. Zumindest ist dies in unseren Gedanken, Gefühlen und auch oft im Unterbewusstsein so verankert. Er schuldet es uns, also fehlt uns etwas.

Heil sind wir jedoch nur in unserer Ganzheit.

 

Was uns oft nicht bewusst ist, ist die Tatsache, dass Schuld nur in unseren Gedanken existiert. Das Universum, Gott, die Schöpfung, „Alles was ist“ oder wie auch immer wir es bezeichnen mögen, kennt keine Schuld. Es gibt nur Ursachen, die Wirkungen erzeugen. Alles andere ist bloss unsere Bewertung, die durch unsere Glaubenssätze, unsere antrainierten Denkmuster, unsere Erziehung, unsere Erfahrungen etc. geprägt wird.

Schuld ist ein durch den Mensch entwickeltes Gedankenkonstrukt, das überall in unserer Gesellschaft etabliert ist - Sei es in unserem Schulsystem, in der Medizin, in unserer Politik, im Rechtssystem, in der Erziehung, in Beziehungen...

Dies hält uns jedoch unten und macht uns zu Opfern und Tätern. Es tut uns nichts Gutes. Schuld ist nicht notwendig um Verantwortung zu übernehmen – im Gegenteil.

 

Wir haben nichts anderes gelernt, als uns immer wieder schuldig zu fühlen. Doch was können wir stattdessen tun? 

Wenn etwas in unserem Leben Leid oder Krankheit erzeugt hat, dann ist dies oft ein Zeichen dafür, dass wir irgendwo nicht in Harmonie gelebt haben. Wir haben gegen uns oder gegen das Wohl von jemand anderem gehandelt (was schlussendlich dasselbe ist). Also müssen wir nur erkennen, was denn dazu geführt hat, dass wir das getan haben. Wo sind wir vom Weg abgekommen? Was hat uns dazu veranlasst? Wo agieren wir gegen unser höheres Selbst? Wo folgen wir nicht unserem Herzen? Wo sind wir blockiert? Was blockiert uns? Was hat Stress in uns ausgelöst?

 

Wenn wir die Antwort zu den Fragen gefunden haben, dann haben wir schon mal den ersten Schritt geschafft. Wir sind zur Erkenntnis gelangt.

Diese dürfen wir erst einmal einfach wertfrei annehmen. Es ist geschehen und hat verursacht, was und wie es nun ist.

Der Satz: „Es ist, wie es ist.„ kann allein schon enorm entlastend wirken und Druck nehmen. Manchmal müssen wir auch nicht alles was der Vergangenheit angehört genaustens hinterfragen.

Wesentlich ist dann aber die Frage: Was und wie kann ich das ändern, was nicht funktioniert hat? Was kann ich tun, damit ich nicht mehr leide und damit ich niemandem schade?

Nun übernehme ich die Verantwortung für mein weiteres Leben. Diese Tatsache befreit mich von aller Ohnmacht und von meinem Opfer und/ oder Täter- Bewusstsein.

 

Schuld hält uns oft von der Wahrheit ab. Sie bringt uns dazu Dinge zu verleugnen. Kein Mensch will schuldig gesprochen werden. Also lügen wir. Wir belügen und betrügen uns selbst sowie andere und projizieren unsere abgelehnten Gefühle auf unser Umfeld.

Dies fängt schon bei den Kindern an. Kinder werden ja durch Erzieher und Lehrer teilweise richtig zu diesem Verhalten gedrängt. Doch wenn ein Kind keine Angst davor haben muss, verurteilt und abgelehnt zu werden, dann wird es zu dem stehen, was es getan hat. Natürlich befreit dies das Kind nicht von den Konsequenzen, aber von der Schuld. Mit Konsequenzen kann es in der Regel gut umgehen und daraus lernen, was es zu lernen hat. Doch die Schuld blockiert nur und erzeugt weitere blockierende Gefühle wie z.B. Angst.

Wenn wir uns von unserer Schuld befreien, bzw. wenn wir sie uns gar nicht erst auflasten, dann müssen wir uns auch nicht belügen. Wir müssen auch nichts verdrängen oder uns für etwas schämen.

Wir haben alle die Stärke in uns mit den Konsequenzen umzugehen. Die Angst besteht meistens nur darin, verurteilt und abgelehnt zu werden.

 

Es gibt kein richtig und falsch im Leben. Es gibt nur ein „funktioniert“ oder „funktioniert nicht“. Wenn es destruktiv ist, funktioniertes in der Regel nicht. Daher brauchen wir konstruktive Lösungen. Eigentlich wäre alles ganz einfach zu verstehen und doch tun wir Menschen uns so schwer damit.

 

Wir sind wohl alle hier um herauszufinden was funktioniert und was nicht. Keiner von uns ist befreit davon immer wieder mal zu scheitern. Sowie keiner von uns von Leid bewahrt wird.

Wenn wir dies akzeptieren, dann haben wir die Chance unglaublich zu wachsen. Je mehr wir leiden und scheitern, desto grösser und wahrhaftiger können wir dadurch werden - wenn wir wollen.

Alles hat seine zwei Seiten. Auch wir - und nur dadurch sind wir vollkommen.

 

Oft wird von der heilenden Wirkung der Vergebung gesprochen.

Doch wir müssen niemandem vergeben, wenn wir niemanden verurteilt haben.

Haben wir es bereits getan, können wir jederzeit einfach davon loslassen.

 

Wenn wir uns bewusst werden, was wir aus dem Leid und der Situation lernen durften und wie wir uns daraus weiterentwickeln konnten, dann können wir die Situation annehmen und vielleicht sogar dankbar dafür sein. Innerer Frieden und Freude breitet sich dadurch in uns aus. Widerstand gegen etwas erzeugt nur weiteren Stress.

 

Wenn wir andere schuldig sprechen, belasten wir uns immer auch selbst.

 

Bleiben wir stets bei uns selber, reflektieren unsere eigenen Gefühle und Themen, sorgen für unser eigenes Wohl und lieben uns wie wir sind, dann brauchen wir gar kein Urteil mehr über jemand anderen, eine Situation, ein Geschehnis etc. zu fällen.

 

Wenn wir uns für alles was wir sind lieben, dann heilen auch unsere Wunden. Wenn wir uns mit allen unseren Schattenanteilen annehmen und bereit sind diese zu integrieren und transformieren und wenn wir unsere eigenen Ressourcen mit der Umwelt teilen, dann gedeiht Liebe in uns.

Je mehr wir davon in uns tragen, desto mehr können wir weitergeben - und je mehr wir weitergeben, desto mehr kommt zu uns zurück.

 

 

Wenn wir uns ent-wickeln von all dem was wir uns aufgebürdet haben in unserem Leben und zu dem werden was wir eigentlich sind, dann begreifen wir von selbst, dass keine Schuld existiert – dafür bedingungslose Liebe.

 

 

Von Herzen 

Doris

 

 

 

 

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